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Viele Menschen sind der Meinung, dass es gut sei, hin und wieder seinen Ärger richtig rauszulassen. Das soll unter anderem vor Magengeschwüren schützen. Außerdem sei es wichtig, seine Gefühle zu zeigen statt zu verbergen.
Der Psychologe Marshall Rosenberg sieht das anders. Nach Rosenberg ist Ärger kein Gefühl – im Gegenteil. Solange wir im Ärger sind, ist unser Zugang zu unseren Gefühlen und Bedürfnissen blockiert.
Lasst uns selbst überlegen – und unsere Gedanken dazu sammeln: Was ist verkehrt am Ärger? Und wozu ist Ärger vielleicht doch gut? Bitte tragt dazu möglichst bis Mittwoch, 22. April, Stichworte oder längere Gedanken in unser >> Brainstorming zum Thema Ärger.
… Wer möchte, kann davor oder danach die Gedanken von Marshall Rosenberg dazu lesen:
Marshall Rosenberg zu Ärger, Wut & Bedürfnissen
Über die Jahre hinweg bin ich zur Erkenntnis gelangt, dass es Urteile über andere Menschen sind, die uns wütend machen. Wut und Ärger werden dann ausgelöst, wenn wir von unseren Gefühlen abgelenkt sind und unseren Gedanken folgen. Wut sagt mir, dass ich keine Verbindung zu meinen Bedürfnissen habe und mich stattdessen mit meinen Gedanken beschäftige. Ich habe gewählt zu analysieren, was an der anderen Person falsch ist.
Anstatt unsere Herzen zu befragen und dadurch eine Verbindung zu den Bedürfnissen aufzubauen, also zu dem, was wir brauchen und nicht bekommen, setzen wir unsere Energie ein, um über andere Menschen zu urteilen. Gewaltfreie Kommunikation ermuntert uns, die Ausrichtung unserer Aufmerksamkeit zu verschieben: weg von der Beurteilung unserer Außenwelt hin zu einer Wahrnehmung unserer „Innenwelt“.
Wut signalisiert uns zwar: Da kommt ein wichtiges Bedürfnis zu kurz. Zum anderen ist Wut ein untrügliches Signal dafür, dass wir mit dieser Art zu denken auf dem besten Wege sind, unser Bedürfnis nicht erfüllt zu bekommen.
Ich lege Ihnen nahe, gar nichts zu sagen, bevor Sie nicht die Ursache des Ärgers gefunden haben und wieder mit dem Leben verbunden sind. Um Ärger gewaltfrei auszudrücken müssen wir uns bewusst machen, dass es nicht die andere Person ist, die uns ärgerlich macht. Ärger wird durch Denken verursacht. Ich fühle mich, wie ich mich fühle, weil ich mir selbst Gedanken über die Handlungen der anderen Person mache, die unterstellen, dass die andere Person etwas aus verwerflichen Motiven gemacht hat.