Gewaltfreie Kommunikation
Die Gewaltfreie Kommunikation zeigt uns Wege, wie wir uns so ausdrücken können, dass andere mit größerer Wahrscheinlichkeit aus freiem Willen zu unserem Wohl beitragen werden. Sie zeigt uns aber auch, wie wir die Aussagen anderer Menschen aufnehmen können, so dass die Chancen steigen, dass wir bereitwillig zu ihrem Wohl beitragen.
Ärger, Wut & Bedürfnisse
Über die Jahre hinweg bin ich zur Erkenntnis gelangt, dass es Urteile über andere Menschen sind, die uns wütend machen. Wut und Ärger werden dann ausgelöst, wenn wir von unseren Gefühlen abgelenkt sind und unseren Gedanken folgen. Wut sagt mir, dass ich keine Verbindung zu meinen Bedürfnissen habe und mich stattdessen mit meinen Gedanken beschäftige. Ich habe gewählt zu analysieren, was an der anderen Person falsch ist.
Anstatt unsere Herzen zu befragen und dadurch eine Verbindung zu den Bedürfnissen aufzubauen, also zu dem, was wir brauchen und nicht bekommen, setzen wir unsere Energie ein, um über andere Menschen zu urteilen. Gewaltfreie Kommunikation ermuntert uns, die Ausrichtung unserer Aufmerksamkeit zu verschieben: weg von der Beurteilung unserer Außenwelt hin zu einer Wahrnehmung unserer „Innenwelt“.
Wut signalisiert uns zwar: Da kommt ein wichtiges Bedürfnis zu kurz. Zum anderen ist Wut ein untrügliches Signal dafür, dass wir mit dieser Art zu denken auf dem besten Wege sind, unser Bedürfnis nicht erfüllt zu bekommen.
Ich lege Ihnen nahe, gar nichts zu sagen, bevor Sie nicht die Ursache des Ärgers gefunden haben und wieder mit dem Leben verbunden sind. Um Ärger gewaltfrei auszudrücken müssen wir uns bewusst machen, dass es nicht die andere Person ist, die uns ärgerlich macht. Ärger wird durch Denken verursacht. Ich fühle mich, wie ich mich fühle, weil ich mir selbst Gedanken über die Handlungen der anderen Person mache, die unterstellen, dass die andere Person etwas aus verwerflichen Motiven gemacht hat.
Wenn wir wüssten, wie sehr wir jedes Mal bezahlen, wenn ein anderer Mensch unsere Äußerungen als Kritik, Vorwurf oder Demütigung auffasst, würden wir diese Sprache nie wieder verwenden.
Kontakt
Wenn ich mit Menschen zu tun habe, deren Lebensthema Gewalt und Zerstörung ist, und ich versuche, in Kontakt mit ihnen zu kommen, dann kann es leicht passieren, dass sie das verunsichert. Dann provozieren sie mich. Sie wollen mich dazu bringen, dass ich wütend werde – das kennen sie, das passt in ihr Weltbild. Das heißt, je freundlicher du am Anfang zu ihnen bist, desto gewalttätiger werden sie. Sie trauen der Freundlichkeit nicht, weil sie ihnen fremd ist.
Ich versuche dann, eine Sprache zu wählen, die sie akzeptieren können. Ich muss also nicht unbedingt von Gefühlen und Bedürfnissen sprechen, ich wähle das Vokabular, das am besten funktioniert, denn es geht nicht um die Worte, sondern um die Verbindung.